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Jungingers Perspektive als Religionswissenschaftler bietet einen wichtigen und vielleicht untersch??tzten Blickwinkel auf den nationalsozialistischen Antisemitismus. Vor allem legt er dar, dass eine augenscheinlich scharfe Trennung zwischen althergebrachtem (religi??sem) Antijudaismus und modernem (pseudobiologischem) Antisemitismus einem n??herem Blick kaum standh??lt. Ein gro??er Teil seines Buches ist dem Umfeld der Universit??t T??bingen gewidmet, einerseits als gemachtem Nest f??r den NS* und andererseits als Lehrstation einer gro??en Zahl sp??terer intellektueller Wegbereiter/Legitimierer und aktiver Funktion??re der Shoah. Dieser Abschnitt besteht zu gro??en Teilen aus einer Aneinanderreihung von T??terbiografien, was eindrucksvoll und lehrreich, aber auch weniger “fl??ssig” lesbar ist. Er beschr??nkt sich auch gr????tenteils auf T??bingen, “Judenforschungs”-Institutionen in anderen St??dten werden zwar bei Relevanz genannt, aber bekommen eine weit weniger detaillierte Behandlung. Das Buch ist also eine deutlich regional-spezifischer angelegte Studie als der Titel suggeriert. Das macht sie aber nicht weniger lesenswert.
Die Gr??ndung 1477 wurde durch eine gleichzeitige Ausweisung aller j??dischen Bewohnerinnen der Stadt begleitet. Nach 1933 mussten nur 1,6% des T??binger Lehrk??rpers entlassen werden, eben weil man sich dort seit jeher erfolgreich gegen jede Teilhabe j??discher Gelehrter wehrte