Ein atmosphärischer Roman über eine Gräfin auf der Hallig, deren Welt durch den Absturz eines Piloten ins Wanken gerät Die Begegnung mit einem feindlichen Piloten, der 1944 vor der Hallig Südfall abstürzt, löst in der dort zurückgezogen lebenden, achtzigjährigen »Hallig-Gräfin« verzweiflungsvoll-ambivalente Gefühle aus. Zwischen den beiden entsteht allen Widerständen zum Trotz ein zerbrechliches Band. Atmosphärisch und voll untergründiger Spannung erzählt Irma Nelles in ihrem späten Romandebüt die Geschichte der historisch verbrieften Gräfin, um die sich heute noch Mythen und Geheimnisse ranken.
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“Die Gräfin” ist ein kleiner Roman, der einen direkt in seine Geschichte zieht.
Inmitten der deutschen Nordseeinseln, umgeben von Salz, Wind, den Tiden und den pragmatischen, anspruchslosen friesischen Menschen sitzt eine alte Gräfin. Diese macht sich zwar nichts aus dem Tamtam um ihren Stand als Gräfin und kommt ohne viel Schnickschnack aus. Bis ein englischer Pilot auf einer Sanbank vor ihrer kleinen Insel und damit in ihr Leben bruchlandet. Statt es zu melden (es ist 1944 und insbesondere als Frau mit britischen Verwandten steht sie nicht auf Seiten Hitlers sondern erhofft endlich vom Ende des Krieges durch BBC und den Seefahrer-Flurfunk zu erfahren), nimmt sie den Piloten bei sich auf und versteckt ihn.
Mit der Ankunft Piloten taucht auch in der Gräfin die Sehnsucht nach einer jüngeren Version von sich selbst auf. Vielleicht sogar die Hoffnung auf eine Romanze?
Insbesondere über das eingebaute Plattdeutsch habe ich mich persönlich beim Lesen gefreut.
Mein einziger Kritikpunkt an dem Buch ist der unvermittelte Schluss. Es wirkt so, als wäre mitten in der Handlung einfach abgebrochen worden und lässt die Leser*in doch mit einigen Fragen zurück.
Nachtrag:
Was ich beim Lesen von „Die Gräfin“ nicht wusste: dieser Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Die Gräfin hatte sich tatsächlich von ihrem Nazi zugewandten Bruder distanziert und wohnte auch deshalb eher bescheiden auf der kleinen Nordseeinsel.
Auch den Piloten gab es wirklich. Auch wenn wohl nicht so viele Details bekannt sind und das Buch natürlich viel spekuliert und dazu dichtet, bleibt es im Kern eine wahre Geschichte.
Leider hat die Autorin die Veröffentlichung ihres Romans nicht mehr erleben können.