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- Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019 - HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh. HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist. In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden. Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić.
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Stanišić explores his “Herkunft” (origin) in this autobiographical novel. In non-chronological segments he tells us of his relationship to his Serbian grandma, who may or may not have been head of the local mafia, of his family's escape from Bosnia and Herzegovina to Germany during the Yugoslav war, of the challenges of integrating into the new country, discovering a love of language and his later visits to reconnect with his roots and leftover family members in Bosnia. His stories are quirky and dry, amusing and touching, riffing on topics like family, memories and belonging.
Stanišić narrates the audiobook himself, and his accented German and skillful intonations make this a very entertaining experience. I realized after that this actually is an abridged version, and that part of the printed book would have been hard to adapt for audio. Which gives me extra reason to maybe purchase a hardcopy after all.
“»Wo bist du zu Hause?« »Meine Sonne«, sagt Großmutter. »Meine Freude. Mein Esel. Begreif das endlich. Es zählt nicht, wo was ist. Oder woher man ist. Es zählt, wohin du gehst. Und am Ende zählt nicht mal das. Schau mich an: Ich weiß weder, woher ich komme, noch wohin ich gehe. Und ich kann dir sagen: Manchmal ist das gar nicht so schlecht.«” Ein neues Jahr und die erste Rezension - zu diesem Anlaß habe ich einmal mehr in meiner Muttersprache gelesen. Saša Stanišić war mir als Autor völlig unbekannt und nur durch die Vorstellung seines Buches “Herkunft”, das den Deutschen Buchpreis 2019 gewann, in “Druckfrisch” und das Gespräch zwischen dem von mir hoch geschätzten [a:Denis Scheck 25593 Denis Scheck https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] und Stanišić, wurde ich auf ihn aufmerksam. Um es gleich vorweg zu nehmen: “Herkunft” ist ein überaus persönliches Buch und erzählt aus Stanišić' Leben. Insofern mag nicht jeder sich mit diesem Werk anfreunden können. Auch ich tat mich insbesondere anfangs sehr schwer mit Stil und Inhalt: “Der Hund findet im Gebüsch einen Stück Stoff, blau, weiß, rot, wie die Fahne. Nicht zu glauben, flüstere ich. Der Hund riecht nach frisch gemähtem Gras. Ich langweile den Hund.”Allzu merkwürdig anekdotisch und sprunghaft kam mir das alles vor. Ein Buch aus vielen Fragmenten mit Sprüngen quer durch Zeit und Raum, vor und zurück. Von den 80'ern bis 2018, von Jugoslawien (als es das noch gab) bis Deutschland. Seltsam, manchmal anstrengend und, ja, auch recht lang. Nach knapp einem Fünftel des Buches war ich drauf und dran, aufzugeben und ein weniger anstrengendes Buch zu lesen. Doch der “erzählte” Stanišić (handelt es sich doch um eine Mischung aus (viel) Erinnerung und (wohl wenig) Fiktion) war mir ungeheuer sympathisch und so lehnte ich mich geistig zurück und ließ mich schlicht auf das Buch ein. Ab diesem Moment wurde “Herkunft” zu einem für mich streckenweise ungeheuer ergreifenden Buch. Bei allem Witz (“Müssen Flößer schwimmen können?”) und Geist, den dieses Buch versprüht, so habe ich dennoch viele Taschentücher gebraucht und auch jetzt - in der Rückschau - “schniefe” ich vor mich hin. Es sind gar nicht so viele “neue Erkenntnisse”, die ich diesem Buch entnehmen konnte; vielmehr verspürte ich eine merkwürdige Verbundenheit, was des Autors “Philosophie” angeht: “»Ihr habt es mir nicht schwer gemacht. Das Dorf nicht, nicht die Schwiegereltern«, sagte Großmutter. Das gefiel mir: Es jemandem nicht schwer zu machen, genau darum sollte es doch überhaupt und immer gehen.”Nicht “leicht machen”, aber es jemandem nicht schwer machen - eine einfache und doch überaus menschenfreundliche Einstellung.Ich erwähnte bereits, daß “Herkunft” ein überaus persönliches Buch ist. Insofern steht es mir eigentlich nicht zu, mich über manche Längen im Buch zu echauffieren. Obschon ich zeitweise der Ansicht war, daß eine radikale Kürzungen dem Lese- und Erzählfluß vielleicht gut getan hätten. Andererseits bedarf es vielleicht gerade der Länge, um dem Sujet gerecht zu werden:“Heimat, sage ich, ist das, worüber ich gerade schreibe. Großmütter. Als meine Großmutter Kristina Erinnerungen zu verlieren begann, begann ich, Erinnerungen zu sammeln.”Auch sprachlich ist das Buch ein Genuß; noch nie zuvor habe ich beispielsweise vom “multikulturellen Faustdialog” gehört. Bei allem Persönlichen bezieht Stanišić jedoch auch ganz klar politisch Stellung, was man ihm gerade heute hoch anrechnen muß: “Welten vergehen, stellt man sich denen, die sie vergehen lassen wollen, nicht früh und entschieden in den Weg. Heute ist der 21. September 2018. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, käme die AfD auf 18% der Stimmen.”Eine erschreckende Erinnerung, daß die Herrschaft der Nationalsozialisten wohl doch schon für viele Wähler zu lange zurückliegt.Der letzte Teil des Buches ist auch formal eine Zeitreise - wer um die 40 ist, wird sich wahrscheinlich aus den 80'ern an die sogenannten “Spielbücher” erinnern, die man “kreuz-und-quer” las - wer das nicht kennt, dem möchte ich die Überraschung nicht nehmen und allen anderen sei gesagt, das Stanišić hier noch einmal zu fantasievoller erzählerischer Hochform aufläuft.Eine so schöne und persönliche Definition von Herkunft ist selten und absolut lesenswert. “»Ein Stanišić, noch ein Stanišić und noch einer«, frohlockte Gavrilo. Sein Atem ging schnell, er stellte sich aufrecht hin, um sich Platz zu verschaffen. Die Luft wog schwer vor Ahnungen und Ahnen. »Und sie fanden den geeigneten Ort«, rief er. »Der Ort ist hier! Oskoruša! Hier schlugen sie ihre Wurzeln! Stanišić, Stanišić, Stanišić. Und jetzt – jetzt kommst du!« Um darüber zu schreiben? Über Vorfahren und Nachkommen. Gräber und Tischdecken und Wiedergänger. Überlebende. Und jetzt ja wohl auch über Drachen.” Blog Facebook Twitter Instagram